Miriam Ziegler/Severin Kiefer
Miriam Ziegler und Severin Kiefer bestritten
ihren ersten Wettbewerb als Paar bei der Nebelhorn Trophy 2013.
Inzwischen erreichten sie bei der EM in Budapest Platz 12 und rückten
als Ersatz für die Olympischen Winterspiele in Sotchi nach. Diese
Interview gaben sie uns bei der Nebelhorn Trophy, ihrem
internationalen Debüt.
Q: Wie schätzt ihr euer Debüt ein?
Severin: Ich finde, das Kurzprogramm ist gut
gelungen, vor allem für das erste Mal gemeinsam als Auftritt. In der
Kür war‘s ein bisschen schwerer, das umzusetzen. Im Großen und
Ganzen können wir zufrieden sein, mit der Leistung hat sonst niemand
gerechnet.
Miriam: Ich sehe das ähnlich. Es ist sicher
ganz anders im Wettkampf zu laufen als im Training. Dafür, dass wir
das erst mal gemeinsam gelaufen sind, können wir zufrieden sein.
Q: Wie seid ihr zusammen gekommen? Miriam
war ja von der Bildfläche verschwunden.
Miriam: Ich habe ein Jahr pausiert. Ich habe
nach Vancouver über den Sommer aufgehört und dann war es wahnsinnig
schwer, in Österreich ins Damenfeld wieder einzusteigen wie ich
angefangen habe zu trainieren. Die Motivation war weg, wenn man weiß
man war mal die die Beste und stellt sich dann wieder hinten an. Ich
habe es aber vermisst und im Februar wieder angefangen zu trainieren,
einzeln erst einmal. Ende März hat er mich dann gefragt, ob ich
Paarlaufen möchte mit ihm.
Severin: Genau. Ich habe am Ende der letzten
Saison, nachdem wir die WM-Quali nicht geschafft hatten, nachgedacht
und gedacht, wie ich mich verbessern kann. Es lief darauf hinaus,
dass ich die Partnerin wechseln muss, nachdem es wegen Verletzungen
bei Stina auch stagniert hat. Nachdem ich mitbekommen hatte, dass
Miriam wieder auf dem Eis ist, habe ich die Situation genutzt und
gefragt, ob sie nicht ein Probetraining machen möchte.
Q: Wie war das dann für dich?
Miriam: Ich habe es voll cool gefunden. Sicher
ist es etwas ganz anderes als Einzellauf. Es hat eigentlich ganz gut
geklappt beim Probetraining und wir haben gesagt, wir wollen dem eine
Chance geben und versuchen das. Anfang Mai haben wir in Berlin
angefangen, richtig zu trainieren.
Q: Was war das Schwierigste für dich?
Miriam: Am Allerschwierigsten war für mich,
den Twist zu lernen und die rückwärts-einwärts Todesspirale. Damit
habe ich noch bis letzte Woche gekämpft und wir sind froh, dass das
im Kurzprogramm irgendwie geklappt. Damit habe ich bis jetzt
Probleme, aber sonst geht es schon ganz gut. Vor den Hebungen hatte
ich überhaupt keine Angst. Ich war nur am Anfang überrascht, dass
es doch höher ist als erwartet.
Q: Wie war für dich die Umstellung auf eine
neue Partnerin?
Severin: Leichter als gedacht. Ich habe mir das
schwieriger vorgestellt, aber Miriam hat alles unglaublich schnell
gelernt. Wir hatten zwar gedacht, dass das so sein wird, aber sie hat
die Erwartungen noch übertroffen, weil sie ein Bewegungstalent ist
und das ganz schnell umsetzen kann und den Ehrgeiz hat zu üben und
zu üben bist das funktioniert. Deswegen ist es so schnell gegangen.
Das war von der Umstellung her ist das recht schnell gegangen.
Q: Die Olympiaquali habt ihr in Oberstdorf
knapp nicht geschafft.
Severin: Das war auch nicht das primäre Ziel.
Wir sind hier angetreten und haben gewusst, die Chancen sind minimal.
Er war immer schwierig, weil wir auch gewusst haben, die anderen
machen dreifach Twist, laufen schon ein, zwei Jahre und teilweise
noch länger. Nachdem wir im KP noch auf dem vierten Platz waren,
sind wir schon ein bisschen enttäuscht, aber die Chancen waren von
Anfang an sehr gering.
Miriam: Vor allem, nachdem die anderen vor uns
alle so gut gelaufen sind, war schon davor ziemlich absehbar, dass es
ganz schwierig oder gar unmöglich ist.
Q: Welche Ziele setzt ihr euch weiter für
die Saison?
Severin: Wir haben die EM und WM-Punkte
(Mindestpunktzahl) schon erreicht.
Miriam: Da wollen wir auf jeden Fall hinfahren
und auch die Kür so gut wie möglich präsentieren.
Severin: Das nächste ist erst einmal Nizza in
einem Monat.
Q: Was studiert ihr?
Miriam: Wir studieren beide in Hagen an der
Fernuni. Ich mache ab diesem Semester Kulturwissenschaften und er
studiert Politikwissenschaften.
Severin: Das ist sehr wichtig für uns, denn
wir wissen beide, dass das Eislaufen nicht für immer ist. Wir haben
Sachen gefunden, die uns interessieren, und so fällt uns das
Studieren nicht so schwer.
Q: Wie beschreibst du Miriam?
Severin: Unglaublich ehrgeizig, aber auch sehr
talentiert, als Partnerin von der Person her wahnsinnig angenehm. Sie
ist im Training und im Wettkampf immer positiv und unterstützend
auch für mich natürlich. Sie ist eine starke, kämpferische
Persönlichkeit, das hat man auch gesehen.
Miriam: Ich weiß, dass er, wenn er sich etwas
vorgenommen hat, das auch durchzieht, und dass ich mich immer auf ihn
verlassen kann und voll auf ihn vertrauen kann, egal ob im Training
oder im Bewerb Ich weiß, dass er mich da irgendwie durchboxt. Für
mich ist es sehr wichtig, dass ich einen Partner habe, der hinter mir
steht und nicht sauer ist, weil ich ein bisschen was verhauen habe.
Er motiviert mich wahnsinnig.
Q: Was gefällt dir am Paarlauf besser als
am Einzellauf?
Miriam: Dass man nicht allein ist. Was mir hier
auch sehr geholfen hat, dass ich durch den Druck, den ich mir auch
selbst mache, nicht allein durch muss. Für mich war es auch der
erste Wettkampf seit eineinhalb Jahren und es ist um einiges
einfacher, wenn man nicht alleine rausgehen muss. Der Sport selbst
ist auch interessanter, es gibt viel mehr Dinge, an denen man
arbeiten kann als nur springen und Pirouetten machen. Es macht viel
mehr Spaß.
Q: Du hast bisher noch parallel Einzellauf
gemacht. Wie sieht es damit aus?
Severin: Mal schauen, was wir diese Saison noch
an Bewerben machen. Ich werde wohl die Österreichischen
Meisterschaften in diesem Jahr bestreiten in Salzburg, also in meiner
alten Heimat. Ich lege natürlich den Fokus aufs Paarlaufen, das ist
überhaupt keine Frage, aber ich verlerne die Sprünge nicht. Ich
denke, das habe ich in den letzten Jahren gezeigt. Ich habe zwar
nicht wirklich Einzel trainiert, habe aber die Wettbewerbe relativ
gut bestreiten können.
Q: Vielleicht werdet ihr noch einen anderen
Einzelsprung einbauen?
Miriam: Ich bin alles gesprungen und ich kann
sogar noch alles. Jetzt aber wollen wir erst einmal schauen, dass wir
die Paarlaufelemente hinkriegen. Danach können wir über alles
reden. Wir sind für offen für Neues.
Q: Wie versteht ihr euch außerhalb vom Eis?
Severin: Wir verstehen uns sehr gut und es gab
noch keinen Streit.
Q: Wie habt ihr eure Programme ausgesucht?
Severin: Im Kurzprogramm hatten wir erst den
zweiten Teil zuerst, „Unsquare Dance“, von Dave Brubeck. Dazu
haben wir dann den ersten Teil, „Thank You“, auch von Dave
Brubeck, ausgewählt, weil wir etwas Langsameres wollten. Das hat
unsere Trainerin (Eva Sonnleitner) vorgeschlagen. Für die Kür hat
sie es auch vorgeschlagen, und wir haben die Idee und die
Musikauswahl gut gefunden.
Q: Auch wenn die Beatles nicht eure
Generation sind?
Severin: Ich mag die Musik von den Beatles sehr
gerne. Mein Papa hat das auch oft gehört und ich bin schon ein
bisschen damit aufgewachsen.
Q: Was macht ihr noch außerhalb vom Eis?
Severin: Das hängt davon ab, wo wir gerade
sind. In Berlin unternehmen wir auch sehr viel mit Aaron (van
Cleave), gehen mal gern ins Kino. Aaron ist ein großer Filmfreund.
In Berlin haben wir im Eislaufumfeld gute Freunde gefunden und auch
in Graz auch vom Eislaufen und vom Studium her.
Q: Wie oft seid ihr in Deutschland zum
Training?
Severin: Wir waren fast den ganzen Sommer dort.
Die vergangenen zwei, drei Wochen, waren wir nochmal in Graz.
Miriam: Wir wissen, dass wir ab Anfang Oktober
für zwei Wochen dort sind. Es ist aber noch nicht durchgeplant. Wir
wollen aber schon versuchen, dass wir alle paar Monate hinfahren.
Severin: Ich habe schon früher mit Herrn
Schubert und Rico Rex gearbeitet. Das ist der Hauptgrund. Herr
Schubert hat und beim Aufbau des Ganzen geholfen und wir schenken ihm
absolutes Vertrauen in seine Weisheiten und seine Techniken.
Miriam: Es ist auch eine Abwechslung, wenn man
zwischen Graz und Berlin hin und herfährt. Dann wird es auch nicht
langweilig und man hat immer etwas Neues, bekommt von den anderen
Trainern wieder ein paar Impulse.
Severin: Das Training mit Mari (Vartmann) und
Aaron (van Cleave) ist für uns sehr förderlich.
Miriam: Wir haben in Österreich niemanden, an
dem wir uns anhalten können.
Q: Wie sind denn die Bedingungen für euch
in Graz?
Severin: Die sind gut. Unsere Trainerin Eva
Sonnleitner und der Verein setzen alles daran, dass wir ideale
Bedingungen haben. Wir haben teilweise geförderte Stunden vom Land,
wo nur Läufer von einem gewissen Niveau aufs Eis können und wir
alles machen können und die auch aufpassen auf uns. Aber auch vom
Verein und vom Land Steiermark haben wir geförderte Stunden, in
denen wir fast alleine drauf sind. Aber natürlich mit einem anderen
Paar wäre es noch schöner. Wir hoffen, wir können auch noch andere
in Österreich zum Paarlaufen motivieren.
Q: Kommt ihr zum IceChallenge?
Severin: Beim IceChallenge sind wir natürlich
dabei, das ist unser übernächster Wettkampf. Nizza ist davor, Meran
oder Warschau werden wir glaube ich auch noch laufen. Wir brauchen
absolut die Wettkampferfahrung, das haben wir beide in der Kür (bei
der Nebelhorn Trophy) gemerkt. Ich weiß es von den letzten Jahren,
je mehr Wettkämpfe ich laufe, umso leichter wird es.
Q: Vielen Dank für das Interview!