Interview mit Viktor Pfeifer Ice Challenge Graz


Q: Herzlichen Glückwunsch zum zweiten Platz und dem gelungenen Einstand. Welches Fazit ziehst du und was nimmst du mit?


A: Bei diesem Wettkampf war mein Hauptziel, dass ich einfach in die Saison reinkomme. Die Vorbereitung im Sommer lief gut, ich habe an den Grundlagen viel gearbeitet. Auch der dreifache Axel und der Vierfache waren richtig gut. Dann habe ich mir den Fuß zernudelt. Beim Absprung bin ich in eine andere Kante reingekommen und dann ist mir der Fuß auf die andere Seite geknackst. Das hat mich so zurückgeworfen, dass ich bis vor einer Woche keinen Axel habe springen können. Deshalb habe ich in nun der Kür schon fast Angst gehabt vor dem Axel. Es ist vor drei Monaten passiert und danach hatte ich wieder begonnen Axel zu springen, bin einmal die Kür gelaufen und dann ist genau dasselbe wieder passiert: die Kante ist auf die Seite gerutscht, weil mein Fuß so schwach war und ich hatte ihn wieder umgeknackst. Jetzt habe ich den Fuß heilen lassen und habe erst letzte Woche wieder angefangen. Aber sagen wir so, jeder Läufer hat Probleme auch in der Vorbereitung und ich beklage mich nicht. Ich bin zufrieden wie die Vorbereitung gelaufen ist und mental bin ich fit für die Saison. Ich weiß nun ganz genau, woran ich arbeiten muss, damit ich wirklich in Höchstform sein kann.


Q: Dann war der späte Einstieg also so geplant


A: Ja, absolut so geplant. Ich glaube, es funktioniert auch gut für mich so. Ich tue mich leichter, wenn meine Höhepunkte der Saison im Januar, Februar und März sind. Es hat letztes Jahr genauso funktioniert, wobei es letztes Jahr nicht geplant war. Da hatte ich ja die Knieverletzung der Einstieg in die Wettkämpfe hat genauso spät begonnen wie in diesem Jahr. Aber es hat funktioniert, weil ich motivationsmäßg und im Kopf richtig fit bin für die Europameisterschaften und die Olympischen Spiele.


Q: Was hast du sonst im Sommer über so gemacht?

A. Wir haben uns auf den dreifachen Axel und Vierfach konzentriert. Und deshalb war es schade. Ich habe auch viel Trockentraining gemacht, ich bin stark geworden und ich habe durch das Vorbereitungstraining meine Hüftprobleme im Griff. Und dann war ich endlich so weit, dass es gut gegangen ist und dann habe ich mir den Fuß so kaputt gemacht. Jetzt nach dem Wettbewerb brauche ich noch 3-4 Wochen Training und dann weiß ich, dass ich in Form bin. Ich habe dem Österreichischen Verband und dem Komitee gezeigt, dass ich fit bin. Aber ich weiß, dass ich ein paar Wochen Training brauche. Das Hauptziel sind die Europameisterschaften und die Olympischen Spiele. Das Beste wäre, wenn ich nach Amerika gehen und mich dort vorbereiten kann und dann zur Staatsmeisterschaft wieder hierher komme. Wegen dem Fuß wollte ich jetzt nicht gleich den ersten Wettkampf absagen, aber es war schon knapp davor. Zum Glück konnte ich alle anderen Sprünge trainieren, nur Salchow und Axel nicht. Beim Salchow ist es sich dann ausgegangen, beim Axel eben noch nicht.

Das Eislaufen hat diese Saison Priorität für mich. Ich bin sehr stolz auf meine Schüler, die ich in den USA aufgebaut habe. D.h. neben dem Eislaufen bin ich sehr viel als Trainer unterwegs, was mir auch sehr hilft was mein Eislaufen angeht. Ich habe dadurch technisch sehr viel Selbstvertrauen gewonnen. Ich habe eine Gruppe aus talentierten Läufern, die genau hinhören, was ich sage. Ich fühle mich wohl, was das angeht.


Q: Du hast die Trainerin gewechselt?

A. Nicht wirklich. Meine Choreographin Irina Romanova, die ich seit sechs Jahren habe, war auch bei den letzten Europameisterschaften dabei und bei den Weltmeisterschaften. Priscilla Hill war meine Trainerin und wir haben uns im Guten getrennt. Sie hat eine Auszeit gebraucht. Sie ist nun keine Trainerin mehr, sie ist in Frühpension gegangen. Einvernehmlich haben wir gesagt, dass ich den nächsten Schritt gehen muss und ich möchte auch ein bisschen mehr die Verantwortung übernehmen für mein Eislaufen so wie wir das eh schon die letzten zwei Jahr gemacht haben.


Q: Erzählst du uns etwas über deine Programme.


A: Die Kür ist dieselbe wie letztes Jahr. Ich habe gar nicht viel geändert, wir haben an den Transitions gefeilt und wie man es taktisch angeht. Ich weiß gar nicht mehr genau, wie das Kurzprogramm entstanden ist. Meine Mutter hat, glaube ich, irgendwann gesagt, du musst dir die Musik von Cloud Atlas anhören. Aber sie hat eigentlich eine ganz andere Musik gemeint, die mit dem Orchester. Ich habe mir die Klaviermusik angehört, die ganz gewagt ist und mir sehr gut gefällt. Und dann war es mir egal, was die Leute gesagt haben. Ich habe es ausgewählt, weil es meiner Bewegung liegt. Und ich glaube, dass es ein richtig gutes Programm wird, wenn ich fit bin. Mit dem Komponisten war ich im Facebook in Kontakt. Ich hatte ihn angeschrieben, ob es okay ist, wenn ich seine Musik verwende weil ich sie so toll finde. Und er hat gesagt, absolut und er findet das super. Ich habe also sogar die Erlaubnis von dem Komponisten bekommen, denn die Klavier-Version, die ich ausgewählt habe, gibt es offiziell eigentlich gar nicht. Er hat sie selbst komponiert und mir die Erlaubnis gegeben, sie zu nutzen.


Q: Welches Ziel hast du dir gesetzt?

A: Ich möchte zeigen, dass ich dreifach Axel und Vierfach springen kann. Seit der Europameisterschaft wird mein Eislaufen mehr geschätzt. Ich laufe jetzt schon so lange und es macht für mich keinen Sinn, wenn ich auf dem Eis stehe und irgendwelche Bewegungen mache, die mir wurscht sind. Dann würde ich das gar nicht mehr machen. Und es ist schön, auch wenn ich jetzt körperlich noch fitter werden muss, dass Anerkennung da ist für meine Nische, die ich gefunden habe.


Q: Wie ist diese Olympische Saison verglichen mit der Saison 2006 und 2010? Ist die Vorbereitung jetzt anders?

A: Das ist eine ganz interessante Frage. Das erste Mal als ich dabei war, da war ich der jüngste Teilnehmer bei den Olympischen Spielen und auch der jüngste Teilnehmer im Österreichischen Team und alles ist so schnell passiert. Ich habe gedacht, dass es so weiter geht, dass meine Karriere einfach nur blitzartig nach oben geht und da war es ein tolles Erlebnis dort. Es ist gut gelaufen und es war echt super. Dann bin ich nach Amerika gezogen, habe Probleme durchgemacht und habe mich als Mensch selber finden müssen. Ich habe mir alles aufbauen müssen. Das hat mich sehr unabhängig gemacht und auch stärker als Mensch. 2010 habe ich das Comeback geschafft und war extrem froh, dass ich wieder dabei war, weil ich in den 4 Jahren zwischen 2006 und 2010 sehr unangenehme Dinge durchgemacht habe. Ich war finanziell, körperlich und mental am Nullpunkt und ich habe mir dann alles wieder aufgebaut. Deshalb war 2010 ein schöner Moment, weil ich mich wieder zurückgekämpft hatte. Jetzt 2014 ist es so, dass ich erwachsener bin und ich habe mein Studium beendet. Ich arbeite den ganzen Tag sehr hart, damit ich ein gutes Leben habe. Ich habe jetzt meine Schüler und habe irgendwie eine andere Funktion. Ich bin nicht nur Eisläufer, sondern in einer gewissen Weise Mentor und Trainer meiner Schüler, meiner Gruppe, die mir auch sehr viel Motivation für mein eigenes Eislaufen geben. So hat sich alle 4 Jahre alles so geändert, vom jüngsten Sportler, der total ehrgeizig ist und alles erreichen will zum Comeback, wo man sich zurückkämpfen musste bis hin wo man erwachsener wird und dann eine andere Funktion als Läufer hat. D.h. ich sehe mich zwar schon als Eiskunstläufer, aber in gewisser Weise ist mir das Intellektuelle, die Mentorfunktion und die Trainerfunktion gegenüber meinen Schützlingen auch extrem wichtig. Also es war jedes Mal komplett anders.


Q: Was bedeutet es für dich zu deinen dritten Olympischen Spielen zu fahren? Das haben ja nicht so viele geschafft.


A: Es ist interessant wie das funktioniert, denn immer, wenn es darauf ankommt gut zu laufen, dann bin ich gut gelaufen. Für meine Verhältnisse. Das war eigentlich das Wichtigste in meiner Karriere. Ich habe viele Wettkämpfe gehabt, die sehr schlecht waren und ich habe viele gehabt, die sehr gut waren. Und ich habe das einfach so hingekriegt, dass die Wettkämpfe immer dann gut waren, wenn sie gezählt haben (lacht). Das ist auch etwas, was ich anderen und meinen Schülern sage. Man kann nicht immer perfekt sein. Aber es ist wichtig zu wissen, wann man die beste Leistung bringen muss und dass man dann auch die mentale Stärke hat die beste Leistung im richtigen Moment zu bringen. Ich bin schon stolz darauf, dass ich es bei allen drei Olympischen Spielen geschafft habe, im richtigen Moment die Leistung zu bringen. Denn bei jeder Qualifikation war es schwer. Also die letzte Weltmeisterschaft war nicht leicht und die Olympiaqualifikation 2009 in Oberstdorf war nicht leicht. Da bin ich ja das Programm meines Lebens gelaufen. 2006 das gleiche, da war ich im Junioren Grand Prix, davor bin ich fünfmal gestürzt und bei der Olympiaqualifikation bin ich ein fehlerfreies Programm gelaufen. Es hat zum richtigen Zeitpunkt gepasst.


Q: Welche Pläne hast du für die Zeit danach?

A: Ich habe meinen Finance Degree schon beendet, meinen Bachelor. Jetzt bin ich in der intensiven Vorbereitung für den Test für die Aufnahmeprüfung für die Business School. Ich versuche in die Top Schule in Amerika hineinzukommen, in die beste Schule für Business. Die Wharton School of Business der University of Pennsylvania ist eine halbe Stunde von meinem Haus entfernt und da würde ich unglaublich gerne reinkommen. Die Abgabe (für die Aufnahmeprüfung) ist am 7. Januar nächsten Jahrs. Wenn alles gut läuft, werde ich meinen MBM
machen. Das dauert zwei Jahre. Außerdem habe ich 15 Schülern in meiner Eishalle gegenüber eine große Verantwortung und auch gegenüber meiner Eishalle, weil die ja alle auf mich zählen. Was Eislaufen angeht sage ich nicht, dass ich nicht mehr laufen werde. Aber die Chancen sind schon groß, dass ich nicht mehr weiterlaufe und mich auf andere Dinge konzentriere. Vor zwei Jahren habe ich mich auch auf andere Dinge konzentriert und plötzlich war mein Eislaufen besser. Das kommt daher, weil ich lockerer an die Sache rangegangen bin. Also man weiß nie.


Q: Geht es nach dem Studium in Richtung Sportmanagement?


A: Jein. Momentan ist meine Ausbildung Finance, also Finanzwesen, Mathematik. Was mich am meisten interessiert ist Consulting. Das ist ja eigentlich das, was man als Trainer macht.... Organisations-, Motivationsstrategien, so in diese Richtung. Was die Aufnahmeprüfung angeht werde ich auch darüber reden, wie ich versuchen werde, ein Eislaufzentrum zu schaffen und dass ich etwas vorwärts bringen will, was im Eislaufsport das Marketing und das Business angeht. Weil das ein Problem ist, nicht nur in Amerika. Da kann man sehr viel machen. Also Sportmanagement nicht wirklich, aber Organisationsmanagement...und theoretisch in Verbindung mit Eislaufen natürlich, weil ich da einen Hintergrund habe.


Q: An den Weltmeisterschaften wirst du teilnehmen?


A: Ja, die laufe ich schon, weil die Japaner so tolle Fans sind. Das möchte ich mir nicht entgehen lassen, für die Japaner dort zu laufen, weil ich ein paar enge Fans dort habe. Sie freuen sich sehr, wenn ich dort hingehe und ich freue mich auch sehr, weil es etwas sehr Spezielles ist was das Eislaufen angeht.


Q: Ich bedanke mich für das Interview und wünsche dir weiterhin viel Erfolg.