Interview mit Maurizio Zandron
Q: Herzlichen Glückwunsch an den Tiroler Landesmeister. Wie fühlst du dich, wie zufrieden bist du mit deinen Programmen?
A: Ich bin mit der Kür sehr zufrieden. Heute war ein guter Wettkampf mit einem guten Programm. Gestern im Kurzprogramm war ich enttäuscht, weil ich den 3-fach Lutz aufgerissen habe. Aber insgesamt bin ich sehr zufrieden. Es war der erste Wettkampf für Österreich und es ist eine gute Erfahrung.
Q: Wie kompliziert ist der Länderwechsel? Was musstest du dafür tun und was gibt es zu beachten?
A: Jetzt lebe ich in Innsbruck und ich studiere an der Innsbrucker Universität. Ich bin aus Bozen, also aus Südtirol. Und da war es für mich nicht so kompliziert. Meine Großmutter war aus Österreich. Und Südtirol war ein Teil von Tirol in Österreich.
Q: Wie gehst du damit um, dass du mindestens ein Jahr lang keine internationalen Wettbewerbe laufen kannst?
A: Das ist ein bisschen schwer, muss ich sagen. Ich habe die Möglichkeit, diese nationalen Wettkämpfe zu machen. Das ist schon sehr gut, um ein bisschen mehr zu üben. Ich kann ab Februar wieder ISU-Wettkämpfe bestreiten. Mein letzter Wettkampf war in Sofia Anfang des Jahres, so dass ich ab Februar wieder internationale Wettkämpfe machen kann. Nächste Woche laufe ich beim Alpenpokal in Oberstdorf. Dann gehe ich zwei Wochen nach Russland zum Training. Und vielleicht mache ich hier in Innsbruck den Ice Cup und dann die Staatsmeisterschaft.
Q: Wohin gehst du in Russland?
A: Nach St. Petersburg zu Evgeni Rukavicin, dem Trainer von Dmitri Aliev. Ich war auch im Sommer schon dort. Das ist gut für mich.
Q: Wie planst du dein Training? Wo und mit wem willst du arbeiten?
A: Normalerweise trainiere ich hier in Innsbruck oder Telfs bei Claudia Houdek. Während der Woche sind wir manchmal hier und manchmal sind wir in Innsbruck. Manchmal gehe ich auch wieder zu meiner alten Trainerin Barbara Melica nach Mailand. Und manchmal auch nach Russland.
Q: Woran arbeitest du momentan besonders?
A: Seit einem Jahr arbeite ich viel an der Interpretation und Choreo. Weil jetzt mit der Veränderung des Punktesystems ist die Choreo auch sehr wichtig für die Jury. Ich möchte Programme mit schönen Sprüngen zeigen. Es ist sehr wichtig seit dieser Saison, weil z.B. ein sehr schöner dreifacher Rittberger besser sein kann als ein nicht gut gemachter Vierfacher. Ich arbeite daran, schöne Programme zu machen und die Sprünge besser zu landen.
Q: Wie würdest du dich selber beschreiben? Was sind deine Stärken und Schwächen?
A: Normalerweise habe ich hohe Level. Ich fühle die Musik und ich kann mit meinen Bewegungen die Gefühle gut ausdrücken. Das ist meine Stärke. Ich habe im Sommer am Vierfach Rittberger gearbeitet und ich wollte ihn im Programm zeigen. Aber mit der Veränderung der Punkte, wie schon gesagt, ist ein guter Dreifacher besser als ein schlechter Vierfacher. Jetzt habe ich ihn noch nicht im Programm gezeigt.
Q: Welche Ziele hast du dir gesetzt? Was erwartest du von dir?
A: Für den ersten Teil der Saison möchte ich die Staatsmeisterschaft gewinnen und ich hoffe dann, an den Weltmeisterschaften teilzunehmen. Ein großes Ziel für die Zukunft sind die Olympischen Spiele 2022 in Peking.
Q: Erzählst du ein bisschen was über die Programme, die Musik? Wer hat die Choreographie gemacht?
A: Ich entscheide normalerweise über die Musik, weil ich denke, dass ich die Musik fühlen muss. So ist es wichtig, sich für eine Musik zu entscheiden, die man mag. Für die Kür habe ich eine ungarische Musik. Es ist poetisch und erzählt von der Sehnsucht nach der Heimat, wo du geboren bist. Ich mag diese Musik sehr. Die Choreographie hat Raffaella Cazzaniga und Prisca Picano gemacht. Im Kurzprogramm habe ich Caruso, eine italienische Musik von Lucio Dalla. Die Choreographie habe ich immer mit Raffaella Cazzaniga, Barbara Melica und Prisca Picano gemacht. In dieser Musik geht es um die Liebe zu einer Frau. Das Kurzprogramm ist neu und ich mag es sehr.
Q: Hast du ein Vorbild oder hattest du eines als du jünger warst?
A: Ich mochte Evgeni Plushenko sehr. Patrick Chan war ein sehr guter Läufer und ist ein großes Vorbild.
Q: Was gefällt dir am Eiskunstlaufen und was weniger?
A: Ich denke, dass Eiskunstlauf ein sehr schwieriger Sport ist. Es gibt eine artistische Seite und eine athletische Seite. Du bist alleine auf dem Eis. Psychologisch ist es sehr anstrengend. Es ist sehr wichtig, keinen Fehler zu machen. Aber ich denke, es ist auch eine gute Erfahrung, um mit den Problemen des Lebens umzugehen. Im Sport ist es so, wenn du einen Wettkampf schlecht machst, dann ist nichts passiert. Nachher im Leben kann es viel, viel schlimmer sein. Ich denke, es ist eine gutes Training für das Leben. Was ich nicht mag, das ist die Enttäuschung nach einem schlechten Wettkampf. Und es ist ein Sport mit Preisrichtern und da gibt es immer subjektive Wahrnehmungen, das kann manchmal ein Problem sein. Aber das ist normal und es ist so.
Q: Was hast du studiert und wofür möchtest du das Studium später nutzen? Wie wichtig war es dir, zu studieren?
A: In meinem Leben habe ich immer Sport und Schule oder Universität zusammen gemacht und es war wirklich schwer. Beides zu machen ist nicht leicht. Aber eine gute Ausbildung und Studieren ist wichtig. Als ich mit der Hochschule fertig war, habe ich mit der Universität begonnen. Ich habe den Bachelor in Wirtschaftswissenschaft gemacht und danach den Master. Nun habe ich den Universitäts-Abschluss mit der besten Note. Ich bin zufrieden und jetzt in Innsbruck bin ich in einem Kurs für Rechtswissenschaften angemeldet. Es ist ein Kurs auch für Südtiroler. Und so studiere ich auch ein bisschen italienisches Recht. Das ist gut. Es gibt einige Kurse in Italienisch und halb in Deutsch. Ich muss noch besser Deutsch lernen, weil es nicht leicht ist, die Universität in Deutsch zu machen für mich. Und so bin ich jetzt seit zwei Wochen in Rechtswissenschaft angemeldet. Mein Vater ist Steuerberater und so habe ich Wirtschaftswissenschaft studiert. Mein Ziel war es, wenn ich mit Eiskunstlaufen fertig bin, dass ich auch Steuerberater werden möchte.
Q: Möchtest du nach deiner Karriere auch dem Eiskunstlaufen verbunden bleiben?
A: Ja, sicher werde ich etwas mit Eiskunstlauf machen. Ich habe mein ganzes Leben Eiskunstlauf gemacht. Ich weiß noch nicht was. Ich möchte vielleicht in Shows laufen und dann vielleicht Preisrichter werden. Aber darüber muss ich dann später noch nachdenken.
Q: Welche Hobbies hast du? Was die beste Erholung für dich?
A: Eines meiner Hobbies ist Musik hören und ich lese gerne. Ich mag Bücher. Und am Computer arbeiten und Informatik, diese Sachen.
Q: Wo warst du noch nie, wohin würdest du gerne mal reisen?
A: Wenn möglich möchte ich nach Japan zu der Weltmeisterschaft nach Japan reisen. Als ich jünger war, habe ich mit meiner Familie viele Länder besucht, z.B. auch Thailand. Für eine Weile war ich im Sommer in Amerika, in Kalifornien. Und in Kanada, in Toronto. Manchmal gehe ich nach Russland. Ich bin noch nicht so oft in Asien gewesen und ich möchte gerne ein bisschen öfter dorthin reisen. Es gibt eine interessante Kultur dort.
Q: Wo siehst du dich in fünf Jahren?
A:Ich hoffe, dass ich dann an den Olympischen Spielen teilgenommen habe. Ich werde das Eiskunstlaufen beendet haben, weil ich dann 31 Jahre alt bin. Es ist eine schwierige Frage, denn das weiß ich noch nicht.
Q: Wenn du auf eine einsame Insel nur drei Dinge mitnehmen könntest, was wäre das?
A: Sicherlich einen Freund, weil Leute gerne mit anderen Leuten zusammen sind.... Hmhh, eine Insel ohne Eis? (lacht). Vielleicht noch ein Buch und einen Computer. Und ich würde die Sonne genießen.
Q: Vielen Dank und viel Erfolg weiterhin.