Ice Explosion 2023 - Die Rückkehr eines Feuerwerks
Die Eisshow von Daisuke Takahashi
Mit den drei Jahre andauernden Corona-Maßnahmen der japanischen Regierung, die öffentliche Veranstaltungen nur unter strengen Auflagen erlaubten, schien sich eine dicke Eisschicht über die Show "Ice Explosion" gelegt zu haben. Am 5. Januar 2023 hatte das Warten jedoch endlich ein Ende, denn Pressevertreter, darunter auch die Pirouette bzw. figureskating-online.com, durften der Generalprobe beiwohnen und einen Blick hinter die Kulissen erhaschen.
Die Veranstaltung wurde von dem Eistänzer und ehemaligen Einzelläufer Daisuke Takahashi produziert, der die Zuschauer mit seiner Tanzpartnerin Kana Muramoto und anderen populären Athleten wie Jason Brown und Michal Brezina durch eine Reise vielfältiger Programme führte. Schon bei dem Opening kamen eine Nebelmaschine und Laser-Lichteffekte zum Einsatz, die dem emotionalen Solo von Eistänzer Massimo Scali, dem Bronzemedaillengewinner der Weltmeisterschaften 2010, eine fantastische Kulisse boten. Besonders die erste Hälfte wirkte mit ihrer futuristischen, fast roboterhaften Choreografie zu Elektropop- und Tecno-Beats wie ein Ausschnitt aus einem Science-Fiction-Film. Mit der Leichtigkeit einer Feder eröffnete Shizuka Arakawa, Olympiasiegerin 2006, die Reihe der Solodarbietungen zu "Who Wants to Live Forever" und zeigte seidenweiche choreografische Elemente sowie einen formschönen Axel.
Die zweite Hälfte bot auf musikalischer Ebene mehr Variation. So heizte Kazuki Tomono die eisigen Hallen mit seinem rockigen Programm zu "What's my name" richtig ein und bewies, dass er die Luftgitarre meisterhaft beherrscht.
"Vor drei Jahren war ich als Zuschauer dabei und seitdem wollte ich unbedingt bei "Ice Explosion" auftreten. (...) Schon bei den gemeinsamen Proben wurde mir klar, dass die Teilnahme an dieser Eisshow etwas ganz Besonderes ist. Die Elemente, mit denen die einzelnen Programme verbunden werden, sind alle sehr detailliert ausgearbeitet. Jeder hat seine eigene Persönlichkeit und kann sie auf dem Eis zeigen."
Auch Kao Miura flitzte in seinem Galaprogramm zu "kumikyoku" des Duos Pia-no-JaC in Lichtgeschwindigkeit über die Eisfläche und landete sowohl den 4S als auch den 3A.
Der Höhepunkt war jedoch das Soloprogramm von Takahashi, der eine emotionale, leicht melancholische Darbietung zu "Bios (Krone Version)", dem Anime-Soundtrack von Guilty Crown, zeigte. Er scheiterte zwar an seinem 2A, weil dieser überdreht war, machte diesen Fehler aber mit einem Ausdruck wieder wett, der zu Tränen rührte. "Die Musik, die wir ausgewählt haben, sollte vor allem eine Explosion in mir auslösen", erklärte Takahashi nach der Probe. "In den letzten drei Jahren ist viel passiert. Wir haben die Corona-Pandemie durchgemacht, wir haben uns im Eistanz weiterentwickelt. Ich denke, jeder hat eine schwierige Zeit hinter sich. (...) Es war mir wichtig, dass wir in dieser Eisshow viele Gruppennummern haben. Damit wollte ich zum Ausdruck bringen, wie bedeutend Freundschaften in Zeiten wie diesen sind. Egal, wie viel man durchmacht, wenn man gute Freunde hat, kann man alles überstehen."
Muramoto fügte hinzu, wie wichtig die Rückkehr dieser Show auch im Hinblick auf die Weltmeisterschaften kommenden März in Saitama für sie sei. "Wenn man mit anderen talentierten Läufern zusammen auftritt, bekommt man viel Inspiration und Energie. Man wird motiviert, etwas Neues auszuprobieren, weil man sieht, welche Musik die anderen wählen und wie sie ihre Stücke interpretieren. Man lernt bei solchen Shows so viel, auch wie sehr man den Eiskunstlauf liebt. Für Wettkämpfer gibt es keine Nachteile, sondern nur Vorteile. Es ist ein Plus, ein Plus und ein Plus."
Die Show fand vom 6. bis 8. Januar in der KOSÉ-Arena in Yokohama mit zwei Vorstellungen täglich statt. Zusammen mit dem "Nagoya Figure Skating Festival", bei dem einen Tag zuvor der Landesmeister Shoma Uno aufgetreten war, markierte es für Japan das erste große Eiskunstlaufereignis im Jahr 2023.
Maria-Laura Mitsuoka Brandmann