Ein Mann,
der nie aufgibt
Brian
Joubert: Ich möchte in meiner letzten Saison allen zeigen, dass ich
viel mehr kann
Seine letzte Saison als
Eiskunstläufer startet er ziemlich spät – es kamen Absagen von
Wettbewerben, er wechselte die Trainerin, änderte seine Programme,
dann folgte die langersehnte Wiedereröffnung seiner Eishalle in
seiner Heimatstadt Poitiers. Doch niemand weiß, wie viel Kraft,
Motivation und schwerer Arbeit dahinter stecken. Aber Brian Joubert
hatte nie Angst vor Umständen und harter Arbeit. Er ist einer, der
nie aufgibt, einer, der dem Publikum den Atem nimmt, kaum dass er die
Eisfläche betritt. Vor seinem ersten Wettbewerb in dieser Saison in
Dortmund sprach er über seine Vorbereitung, über schwere Arbeit auf
dem Eis und neben dem Eis und erklärt, warum sein neues Kurzprogramm
das Beste seiner Kariere ist.
Brian, was erwarten Sie
von dem Wettkampf in Dortmund?
Ich möchte meine neuen
Programme den Richtern zeigen und möchte sehen, wie meine
Pirouetten bewertet werden.
Viele Fans sind extra
nach Moskau zum Cup of Russia gekommen um Sie zu sehen…
Erstens, es tut mir sehr
leid. Es tut mir wirklich sehr leid. Aber ich hoffe, sie kommen
trotzdem nach Budapest. Ich weiß es nicht, es tut mir wirklich sehr
leid. Ich war sehr enttäuscht, weil ich gerne beim Cup of Russia
auftrete, und dieser Wettkampf ist in guter Erinnerung für mich
geblieben. Aber diesmal war es nicht möglich, ich kann ja nicht beim
Cup of Russia auftreten und meine Programme ohne Pirouetten zeigen,
weil ich eine Verletzung hatte.
Brian, in einem
Interview haben Sie gesagt, dass Ihr neues Kurzprogramm für Olympia
das Beste in der ganzen Kariere sei. Warum?
Weil, wenn ich mein neues
Programm laufe, fühle ich mich wie ein echter Eiskunstläufer
Früher warent Sie
keiner?…
(lacht) Ich fühle, dass
dieses Programm vollkommen ist, ich kann läuferisch mehr zeigen,
mehr Übergänge bringen aber gleichzeitig auch mehr Emotionen zeigen
– all das ich kann in diesem Programm zeigen. Es geht nicht nur um
die Technik, nicht nur um die Energie, ich kann viel mehr zeigen und
zwar in meinen beiden Programmen, sowohl im Kurzprogramm als auch in
der Kür. Mein Kurzprogramm ist ein Tango, aber es geht nicht nur
bloß um ein Tanz: Es ist eine Liebesgeschichte. Wenn ich auf die
Eisfläche gehe, kann ich mehr Leidenschaft und viele Emotionen
zeigen. Der Choreograph ist Maxim Staviski, er hat das Programm für
mich gebaut.
Und was können Sie
über Ihre Kür sagen?
Ich liebe sie!!! (lacht).
Die Choreographie ist von Lory May. Sie hat auch mit Nathalie und
Fabian gearbeitet. Die Musik habe ich selbst ausgewählt, es ist das
Concierto de Aranjuez. Viele kennen diese Musik und viele
Eiskunstläufer liefen bereits zu dieser Musik. Ich kann diese Musik
jeden Tag hören, damit täglich trainieren und ich glaube, so ein
Programm passt gut, wenn man ganz nach oben möchte. Ich habe dieses
Programm einige Tage bevor ich nach Russland zum Cup of Russia gehen
sollte gemacht. Wir hatten nur wenige Tage, um es vorzubereiten, aber
wir haben viel daran gearbeitet, es waren pro Tag sieben-acht Stunden
nur auf dem Eis. Aber es fiel mir leicht, weil es mir so natürlich
vorkommt und ich kann die Musik richtig gut spüren. Wir haben viel
an verschiedenen Übergängen gefeilt, viele choreographische
Elemente eingebaut. Aber! Was ich besonders mag an diesem Programm -
ich befinde mich ständig in Bewegung. Es gibt keine Pausen mehr im
Programm, genauso wie im Kurzprogramm. Ich laufe immer zwischen den
Sprüngen und habe viele Schritte vor den Pirouetten eingebaut. Also
es gibt so viele Übergänge und Komponenten, wie ich sie noch nie in
der Vergangenheit in meinen Programmen hatte.
Und welche Kostüme
haben Sie dafür ausgewählt?
Für meine Kür ist das
Kostüm noch nicht ganz fertig. Was mein Kurzprogramm betrifft –
das Kostüm wird ein bisschen moderner ausfallen. Das Kostüm das ich
vorher für dieses Programm hatte, gefällt mir nicht, weil ich darin
wie ein Kellner aussehe (lacht). Deshalb habe ich das Kostüm
gewechselt. Das neue Kostüm wird sehr sexy sein, mit verschiedenen
Tätowierungen. Also – niemand wird so ein Kostüm für dieses
Programm erwarten. Es wird eine große Überraschung sein.
Wer ist der neue Brian
Joubert? Können Sie ihn beschreiben?
Ich bin sicher - es wird
alles anders sein, das fühle ich jeden Tag beim Training. Meine
Programme sind viel komplexer geworden und ich fühle mich selbst
viel besser. Ich versuche alles zu geben, alles zu zeigen, was ich
kann. Ich habe viel daran gearbeitet, ja es war nicht leicht
besonders am Anfang, die Eishalle war geschlossen, aber jetzt ist
alles ok.
Ja nichtdestotrotz
haben Sie viel gearbeitet, zum Beispiel in diesem Sommer mit Lucinda
Ruh. Was haben Sie von ihr gelernt?
Wir haben an den
Pirouetten gearbeitet. Sie hat mir beigebracht, wie ich eine höhere
Geschwindigkeit erreichen kann, wie ich diese Pirouetten leichter
machen kann. Jedes Mal, wenn ich mit ihr gearbeitet habe –2006 und
in diesem Sommer - hat es sich für mich gelohnt.
Als Sie in diesem
Sommer in Italien waren, haben Sie auch mit dem bekannten
Choreographen Guiseppe Arena gesprochen. Hat es Ihnen etwas gebracht?
Er hat mir geholfen, Musik
zu hören und zu verstehen, was ich genau jetzt mache. Wir haben zwei
Tage gearbeitet, er ist sehr professionell. Er weiß wirklich alles
über Choreographie, über Musik. Und er hat mir einige Ratschläge
für das Kurzprogramm gegeben. Es bringt mir viel Sicherheit, wenn
ich auf der Eisfläche stehe. Jetzt habe ich mehr Verständnis dafür.
Also wenn ich auf das Eis gehe, weiß ich genau, was ich tue und
warum ich es zu tun habe.
Die künstlerischen
Elemente spielen eine große Rolle. Alle Eiskunstläufer arbeiten
auch daran… was meinen Sie dazu?
Stimmt, wir müssen auch
daran arbeiten, weil es viele Punkte bringt, alle Komponenten sind
sehr wichtig. In diesem Jahr versuche ich all das umzusetzen. Ich
habe bereits allen bewiesen, dass ich gut springen kann aber in
meinem letzten Jahr als Eiskunstläufer möchten ich viel mehr
zeigen. Ich will zeigen, dass ich viel dazu gelernt habe. Die
Komponenten sind sehr wichtig, um mit einem Programm gewinnen zu
können. Sie bringen viele Punkte.
Ist es wahr, dass Sie
mit Nikolai Morozov arbeiten werden?
Zurzeit geht es noch nicht
um eine wirkliche Zusammenarbeit. Er hat mich vor etwa einer Woche
angerufen und sagte, er würde mir gerne helfen. Vielleicht kommt er
nach Poitiers und wir werden dort ein paar Tage zusammenarbeiten und
nach den französischen Meisterschaften kann es sein, dass ich nach
Moskau gehe, um dort ein bisschen mit ihm zu arbeiten.
In Vaujany haben Sie
an der physischen Kondition gearbeitet. Das war hoch in den Bergen,
deshalb war es sicher zunächst nicht leicht zu laufen?
Nein, nicht ganz. Vaujany
ist gar nicht so hoch, aber es betrifft eher Courchevel – dort ist
es so. In Vaujany haben wir während des Sommertrainings viel in der
Eishalle gearbeitet.
Woher schöpfen Sie
Ihre Motivation und Energie?
Manchmal ist es wirklich
schwierig, sie zu bewahren. Aber ich liebe meine Sportart. Ich mag
trainieren, ich mag es in den Wettbewerben aufzutreten. Ich weiß,
was ich kann und ich werde es zeigen. Deshalb gehe ich gerne jeden
lieben Tag auf die Eisfläche und arbeite dort viel. Und ich weiß –
ich kann mich noch verbessern.
Eine kleine Frage nicht
zum Eiskunstlauf. Ich habe gelesen, dass Sie vier Tage als Dompteur
im Zirkus gearbeitet haben. Ist es wahr? Hatten Sie keine Angst
gehabt?
Da war es eine Show, sie
haben mich eingeladen. Da gibt es einen Löwen namens Brayan, ich
musste nur ein Foto mit ihn machen, ich war im Käfig etwa für 10
Sekunden. Nein, ich hatte keine Angst, aber ein bisschen ungewohnt
war es schon, weil er für das Foto hinter meinen Rücken saß.
Brian, ich wünsche
Ihnen viel Erfolg!
Infobox
Giuseppe
Arena
Hat mit
folgenden Eiskunstläufern gearbeitet:
Usova
and Zhulin- World Champions, Olympic Medalists
Philippe
Candeloro- Olympic Medalist
Victor
Petrenko- Olympic Medalist
Krilova
and Ovsiannikov- twice World Champions, Olympic Medalists
Maria
Butirskaya- World Champion, Olympic Medalist
Irina
Slutskaya- World Champion, Olympic Medalist
Totmianina
and Marinin- World Champions, Olympic Medalists
Borne
and Kratz; Moniotte and Lavanchy; S. Bonaly; Katarina Gardeeva;
Calegari and Camerlengo; Nicole Bobek; Takeshi Honda; Sarah Meier;
Gerencser and Stanislavov; Faiella and Scali
Lucinda
Ruh
ist eine ehemalige Schweizer Eiskunstläuferin,
die im Einzellauf startete.
Im
Jahr 2000 beendete sie ihre Wettkampfkarriere und wurde Trainerin,
speziell für Pirouetten.
Am 3. April 2003 stellte sie in New
York City den
Rekord für die meisten Pirouetten in Folge auf einem Fuß auf.
Mit Brian Joubert sprach
Alexandra Ilina (Epernay, Dortmund)